marquise

Vita

Am 16. August 2003 findet meine erste Ausstellung statt. Was bringt mich dazu, meine Bilder, die ich nur für mich gemacht habe, dann doch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?

Immerhin fotografiere ich seit 1974. Angefixt von meinem Chemielehrer, der mir, der ich damals in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, eine Leica anvertraute. Mit dieser Leica, deren Wert mir damals schon bewusst war, unternahm ich die ersten fotografischen Gehversuche.

Als Nächstes nahm ich an einem Lehrgang im Entwickeln teil. Filme und Bilder entwickelten sich wie selbstverständlich. Schwarzweiß wurde schnell langweilig und Farbbilder konnte ich mir damals nicht leisten. Die Leica fand den Weg nach ein paar Jahren zurück in die Schule und ich entdeckte den Spaß am Fotografieren erst 1997 wieder.

Eine gebrauchte Canon, die ich nach und nach aufrüstete und die mich bis heute begleitet, brachte mir den Spaß am Fotografieren wieder. Vor allem Bilder der Natur, ruhige stehende Bilder, faszinieren mich immer wieder. Im Gegensatz zum Video, das bewegte Bilder aufnimmt, nimmt ein Foto den Moment auf und friert eine Gegebenheit ein. Da ist viel Platz für Phantasie und der Geist kann beim Betrachten eines Bildes auf Reisen gehen.

Meine Bilder strahlen Ruhe und einen Eindruck von Gelassenheit aus. Selbst wenn ein bewegtes Objekt, beispielsweise ein fahrendes Auto, abgelichtet wird, scheint es still zu stehen, obwohl der Betrachter sehr wohl erkennt, dass es sich um ein fahrendes Auto handelt. Oft möchte ich die Zeit anhalten. Ich wasche das Auto, poliere es, und fotografiere es im Sonnenlicht. Diese Sekunde, dieser Moment soll ewig dauern. Die Schönheit in der Zeit fangen.

Wenn ich etwas Schreckliches ahne – ein drohendes Unglück – möchte ich die Zeit anhalten. Schnell eingreifen und ändern. Klar dass ich das nicht kann. Aber trotzdem versuche ich auch mit den Fotos Macht über die Zeit zu gewinnen.
Im übersteigerten Sinn hat Doris Frohnapfel dies postuliert, als sie
1997 das New Yorker Chelsea Hotel fotografiert und unweigerlich daran denken muss, dass hier 1978 Sid Vicious seine Freundin Nancy Spungen erstach.
In ihrem Buch "KLACK KLACK*" beschreibt sie: "… Ich mache ein Foto. Klackklack – als könnte man Fotos vergangener Zeiten machen …"

Und ich denke oft, wenn ich uralte Schwarz-Weiß-Bilder, mehr gelb als weiß, sehe: Ja, da hat jemand die Vergangenheit fotografiert. So war es damals, genau so; wie auf dem Foto, nur lebendig.

Heute, 7. August 2003 hoffe ich, dass meine Bilder, in Farbe, auch den realen Moment einfangen – unverfälscht und analog.
So wie es war.


Udo Meinders

Geboren 1960 in Mettmann.
Erste Veröffentlichungen in der Schülerzeitung und in einem Pfarrgemeindebrief.
Mitbegründer der ersten virtuellen Community (R19) via Anzeigen in einem Annoncenblättchen.
Diverse Comedy-Auftritte im privaten Bereich, Texter für den alternativen Karneval und Ersteller von Bildgeschichten.
Sogar eine internationale Auszeichnung wurde mir für eine Bildgeschichte verliehen: Der "Horny-Elch-Award" für eine Elchgeschichte, die im Homosexuellenmilieu spielt.

* Doris Frohnapfel (seit 1998 Professorin für Fotografie an der Kunsthochschule in Bergen, Norwegen.)
Zitat aus: "KLACK KLACK" Salon Verlag Köln, ISBN 3-89770-101-4


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